Ringkampf der Spitzenklasse
Zehn wirklich absolute Spitzenkämpfe erlebten die Zuschauer und zahlreich mitgereisten Fans des SV Germania Weingarten in der Glück- Auf- Sporthalle der Lutherstadt am vergangenen Samstag.
Schade, dass dieser Kampf so abrupt zu Ende ging. Die Einigung den Kampf auf 18.00 Uhr vorzuverlegen, erwies sich im Nachhinein als äußerst ungünstig. Der KAV hatte letztlich zugestimmt, dass das Eisleber Kult- Duo „Elsterglanz“ seine 2. Veranstaltung direkt nach unserem DRL- Kampf durchführen kann. Schnelle Umräumarbeiten, Hektik, Zeitnot in der Halle brachten die Emotionen und Eindrücke dieser 10 spannungsgeladenen Begegnungen auf der Matte leider arg durcheinander. Selbst der mitgereiste SVG-Vorsitzende Ralf Oberacker, der im Ringen garantiert schon sehr viel erlebt hat, konstatierte im Nachhinein, selten so hochklassige und spannende 10 Kämpfe gesehen zu haben. Beide DRL-Teams standen stark aufgestellt und trotzdem nicht in Bestbesetzung. Der Grund dafür ist immer noch der Druck von Seiten der UWW, die trotz Einstweiliger Verfügung versuchen, über einige nationale Verbände wie Ungarn, Aserbaidschan, Türkei… ihre Sportler für die DRL nicht freizugeben.
Olympiasieger von Rio 2016 im Eisleber Aufgebot
So fehlte auf Seiten des KAV Eisleben der WM-Dritte Elvin Mursaliev, der plötzlich vom aserbaidschanischen Verband am Dienstag nach Baku zurückbeordert wurde. Oder unsere 6 Ungarn, die am Montag offiziell für die DRL vom Verband freigestellt waren und am Mittwoch dann wieder aus unerklärlichen Gründen doch nicht nach Eisleben reisen durften! Dafür konnte der KAV Eisleben im 2. Heimkampf endlich den aktuellen Olympiasieger von Rio 2016, Davor Stefanek, aus Serbien präsentieren.
Rasant begann der Auftaktkampf bis 59 kg, in dem Rasul Mashezov den Dritten der Europäischen Spiele von Baku, Alexandru Chirtoaca, deutlich mit 14:1 Punkten deklassierte. Im Schwergewicht stand mit dem Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von London, Johan Euren, ein harter Brocken auf der Matte. Unser Dejan Franjkovic hielt gegen den schwedischen Koloss tapfer dagegen und konnte mit der 0:8 Punktniederlage einen wichtigen Punkt retten. Ein Hammer-Kampf fand im 66 kg-Greco statt. Hier trafen Monrikos Theodoridis und der Leipziger Dustin Scherf aufeinander. Beide schenkten sich in den 6 Minuten nichts, kämpften bis zum Umfallen und am Ende hatte denkbar knapp der SVG-Athlet mit 2:1 Punkten die Nase vorn.
In der Klasse 98 kg-Freistil zeigten Anzor Urishev und sein Weingartener Kontrahent Magomedgaji Nurov Freistilringen vom Feinsten. Nurov überraschte unseren Anzor in Runde 1 zweimal mit blitzschnellen Beinangriffen und konnte punkten. Doch dann zeigte der mehrfache Europameister Urishev seine echten Qualitäten, drehte den Kampf und holte sich in der 2.Kampfrunde ganze 12 Wertungspunkte. Wie er diese erzielte, das war absolute Weltklasse!
Unerwartete Schulterniederlage
Ibragim Ilyasov musste im 66-Freistil sich mit dem Kraftpaket Dimitri Malenkov auseinandersetzen. Und auch in diesem Kampf wurde von beiden Akteuren ein echtes Feuerwerk mit technischer Finesse, Schnelligkeit und Emotionen abgebrannt. Mit 8:6 Punkten siegte Ilyasov, der das Publikum mit seinem Kampfstil total begeisterte. Der Pechvogel des Abends hieß Vladimir Stankic. Er hielt den Kampf gegen den Sieger im World Cup, Maksim Safaryan, lange Zeit offen, führte sogar mit einem herrlichen durchgezogenen Kopfhüftwurf und stand nach einem Konter wenige Sekunden vor Schluss mit einer Schulterniederlage da. Schade, diese 4 Siegpunkte an Weingarten taten echt weh!
Im Limit bis 75 kg-Greco musste der Olympiasieger Davor Stefanek gegen einen taktisch gut eingestellten und sehr stark agierenden Jonny Panait sein ganzes Können aufbieten. Routiniert und clever brachte unser Serbe die 2:1 knappe Punkteführung über die Zeit.
In der 86 kg-Klasse trafen mit Gasan Shamkhalov und Georgi Rubaev zwei russische Landsleute aufeinander, die sich von zahlreichen nationalen Meisterschaften und Turnieren kennen. Leider ist Gasan noch nicht richtig (wie es die sportliche Leitung eigentlich von ihm erwartet!) in der DRL angekommen. Zu viele technische Fehler und überhastete Aktionen auf der Matte, zu hoher Erwartungsdruck, der ungewohnte Mannschaftskampf sind sicher Kriterien, die dazu beitragen, dass man verlieren kann! Die deutliche Niederlage gegen Rubaev war so auf Seiten des KAV nicht eingeplant gewesen.
Im 75 kg- Limit-Freistil musste sich Kamal Malikov mit dem mehrfachen Deutschen Meister Georg Harth auseinandersetzen. Welche technische Fertigkeit Kamal in diesem Kampf zeigte, war schon lobenswert. Mit 17:2 siegte er technisch überlegen und seine blitzschnellen Aktionen im Stand und Bodenkampf ließen alle Ringerherzen höher schlagen.
Fazit des Abends
Mit 12 zu 11 Punkten führte der KAV vor dem letzten Kampf im Limit bis 86 kg-Greco. Dieses Duell sollte an diesem Samstag eigentlich Elvin Mursaliev gegen Jan Fischer heißen. Aus genannten Gründen durfte Mursaliev nicht starten. Auch unser anderer Kaderringer Erik Szilvassy, der U23-Europameister vom letzten Jahr, konnte nicht eingesetzt werden. Deshalb musste Zarko Dickov, der mehrfache serbische Juniorenmeister einspringen und er kämpfte gegen den EM- Dritten und mehrfachen Deutschen Meister bis zum Umfallen. Routinier Fischer nutzte all seine Erfahrung, um dem jungen Heißsporn noch seine die Grenzen aufzuzeigen. Er siegte verdient nach Punkten, was zwei weitere Siegpunkte für Weingarten brachte. Mit 13:12 Punkten gewannen im dramatischen Endspurt die Nordbadener noch diese DRL-Begegnung. Es war von Anfang bis zum Ende ein wirklich sehenswerter Kampf, der das Publikum voll begeisterte. Beide Teams kämpften auf Augenhöhe und die Eisleber zeigen trotz der Niederlage, dass sie in der DRL angekommen sind.
Der Sieg gegen das Top-Team aus Weingarten war zum Greifen nah. Hätte, Wenn und Aber zählen nicht! Letztlich stehen 10 Ringer des Teams auf der Matte, die es gemeinsam richten müssen. Wir schauen mit Optimismus nach vorn! Am nächsten Wochenende hat das KAV-Team kampffrei und darf etwas durchatmen. Danach heißt es am 5. Kampftag gegen den ASV Nendingen auswärts anzutreten.
Die Einzelergebnisse können auf der Ligadatenbank nachgelesen werden.
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