Große Kinderschuhe
Ringen – Bei der Premiere der Deutschen Ringerliga in Eisleben läuft noch nicht alles so, wie es soll. Aber der Anfang macht Lust auf mehr – findet auch eine Legende.
Von Tobias Grosse
Eisleben/MZ – Die schlechten Nachrichten zuerst, denn dann kann es ja nur noch besser werden. Frei nach diesem Motto lief am Samstagabend in der Glück-Auf-Halle in Eisleben auch der erste Kampfabend der Deutschen Ringerliga. Die Premiere in der neu gegründeten Liga zwischen dem KAV Mansfelder Land und dem KSV Ispringen wurde nämlich im Vorfeld überschattet.
Einige der Ringer hatten am Freitag oder gar erst wenige Stunden vor dem Kampf über ihren Landesverband die Nachricht erhalten, dass der Weltverband United World Wrestling sie für internationale Großereignisse sperren würde, sollten sie in der DRL starten. Ispringen ließ daher zwei Gewichtsklassen unbesetzt, so dass statt zehn nur acht Kämpfe stattfanden.
„Nicht schön“
Die 8:11-Niederlage des KAV Mansfelder Land war am Ende so noch nicht in Stein gemeißelt, da die beiden ausstehenden Kämpfe an einem noch zu findendem Termin nachgeholt werden sollen. „Wir mussten die Athleten schützen“, sagte Alexander Leipold zu den zwei ausgefallenen Kämpfen. Der Trainer des KSV Ispringen musste unter anderem auf Georgi Ketoev verzichten, einen 32 Jahre alten armenischen Top-Star, aktuell Weltmeisterschafts-Dritter. „Als Trainer ist so etwas nicht schön, aber auch für die Zuschauer nicht“, sagte Leipold.
Die Deutsche Ringerliga in Person von Geschäftsführer Markus Scheu, der in Eisleben zu Gast war, positionierte sich noch einmal klar: „Wir sind die Nummer eins“, sagte er in einer kurzen Eröffnungsrede, „und wir lassen uns nicht verbieten.“ Die DRL hält sich nun rechtliche Schritte gegen den Weltverband offen.
Doch ungeachtet all dieser negativen Querelen, hat die DRL am Samstagabend in Eisleben gezeigt, dass sie die Zukunft sein kann – vielleicht sogar sein muss – einer Sportart, die in der nationalen Beachtung in den vergangenen Jahren arg eingestaubt ist. „Ich bin der Meinung, wir haben gute und spannende Kämpfe gesehen und hatten auch ein gutes Rahmenprogramm“, so Alexander Leipold danach.
Leipold ist eine Ringer-Legende: Sieger der Olympischen Spiele 2000, zweimal Welt-, viermal Europameister und zigfach Deutscher Meister. Er kann eine ungeheuere Begeisterung aufbauen, wenn er über den Sport und dessen Zukunft spricht. „Wir können viel weiter denken“, sagte er und sprach auf einmal von Konzepten aus den USA, dem Iran oder noch anderen Ländern, wo Kämpfe in großen Stadien oder auf öffentlichen Plätzen stattfinden. „In Amerika haben 40000 Leute einen Universitäts-Kampf in einem Baseball-Stadion besucht.“
370 Zuschauer zum Start
In der Glück-Auf-Halle in Eisleben waren am Samstagabend 370 Zuschauer – ein ordentlicher Wert zum Start. Und ihnen wurde neben Sport auf höchstem Niveau auch ein buntes Programm durch Auftritte vom Sportmusical Tabea oder eine Lasershow geboten. „Ich vergleiche uns gerne mit Start-up-Unternehmen, wie es früher Google oder Apple waren“, so Leipold, „auch die haben am Anfang Zeit gebraucht. Wir müssen der DRL Zeit geben.“
Klar steckt die Deutsche Ringerliga noch in ihren Kinderschuhen. Doch der Samstagabend in Eisleben hat gezeigt, dass diese Schuhe schon ziemlich groß sind. Und: „Im Vordergrund“, meinte Alexander Leipold, „sollte immer stehen, dass das Ringen gewinnt.“
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CURUBA Media – Agentur für Öffentlichkeit
Redaktion Südwest
Tobias Große